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ST1100 und VENTILE einstellen

Verfasst: Donnerstag 24. März 2005, 19:35
von Uwe
VENTILE einstellen:

<small>Dazu benötigt werden:
Neue Ventildeckeldichtungen 2x, Schraubendichtung Ventildeckel 8x, eine Sort-Box SHIMS (original Honda), ThreeBond 1207B liquid gasket black, qualitatives Handwerkzeug, genauer kleiner Drehmomentschlüssel, Stockerl oder Bühne, was zu Schreiben, Satz guter Ventillehren, ein präzises Micrometer, gutes Putzpapier, ST1100-Kenntnisse (Werkstatthandbuch empfohlen), Zeit & Geduld.

Motor am besten über Nacht in hoffentlich staubfreien Arbeitsraum stehen lassen, muß komplett ausgekühlt und auf Umgebungstemperatur sein.

Sitz abnehmen, Koffer ab, Seitendeckel ab, Tankatrappe ab, Motorschürze ab, beide Rep-Deckel ab, beide Unterverkleidungen ab, beide graue Innenverkleidungen (die mit den Fächern) ab.
Beide sibernen Steuerriemenabdekungen (an Stirnseite der Ventildeckel) abnehmen, die Kurbelschrauben-Abdeckung vorne überm Kupplungsgehäuse abnehmen (da stellen wir auf OT und so)
Obere Steuerriemenabdeckungen abnehmen (da stellen wir Grundstellung für Aus/Einbau der Nockenwellen ein)

Kerzenstecker abziehen, Kerzen ausbauen (zumindest komplett lockern, sonst derdrehst den Motor net), Ventildeckel abnehmen, Stück Putzpapier zur hand und sofort die Ölablaufbohrung in Unterkante des Zylinderkopfes verschließen (hat +10mm, ein SHIM passt da einwandfrei durch ; den Stunt mit Ölwanne abnehmen und SHIM dann irgendwo auf einer Verstrebung oder Motorteil liegend/klebend aufzuspühren wollen wir und dann doch nicht antun...)

Tja, und dann messen wir erst mal, wir haben einen V-4 mit 16 Ventilen vor uns; genaue Skizze des jeweiligen Kopfes anfertigen und die Werte jedes einzelnen Ventiles eintragen (Wichtig!)
Ventilspiel EIN: 0,13~0,19, Ventilspiel AUS: 0,22~0,28
Erst nachdem wir dieses 3-fach geprüft und definitiv verifiziert haben, demontieren wir vorsichtig die ersten Nockenwelle (zB EIN), unter denen sitzen die s.g. BUCKETS unter welchen sich die magischen SHIMS befinden.
Nun entfernen wir vorsichtig immer nur einen der BUCKETS und achten dabei peinlichst genau daß der darunter befindliche SHIM nicht verabschiedet (spätestens hier zeigt sich der Vorteil des teureren BelRay Vollsynth Motoröles ggÜ dem klebrigen Castrol Zeuchs...); der SHIM wird nun mit Micrometer peinlichst genau vermessen, und die Zahl auf unserem Zettel genau beim richtigen Ventil und dort notierten Ventilspiel aufgeschrieben. ggF den ausgebauten SHIM ebenfalls auf den Zettel an der Vetilposition legen (Haustiere, Kleinkindern und Hausfrauen unbedingt fern halten!!)
Bucket wieder an's richtige Ventil setzen, nächsten Bucket, etc...

Dann gehts an's Rechnen; was hatten wir Ventilspiel gemessen? Was beträgt die Stärke des dortigen SHIM? War Spiel zu knapp, dünneren SHIM, war Spiel zu groß, stärkern SHIM aus Kiste suchen; diese aber immer mit Micrometer messen!! Sind zwar Zahlen drauf, durch Verschleiß können diese aber inkorrekt sein.

So, dann bauen wir unsere neuen, korrekten SHIMs wieder auf die bt. Ventile (also unter die BUCKETS).
Danach setzen wir die Nockenwelle wieder korrekt auf (ist etwas fummelig da die Stirnräder vorgespannt sind, 2 Räder mit Federn gegeneinaner verspannt; dient dem leiseren, spielfreien Lauf der Sache), wobei wir peinlichst auf die Hinweise im Werkstatthandbuch achten.
Danach die Lagerschalen der Nocke einbauen, Schrauben mit unserem präzisen Drehmomentschlüsse über Kreuz(!!) auf 12Nm (und kein Gramm mehr!)

Nun drehen wir den Motor ein mal durch und... messen das Spiel an der soeben eingebauten Nocke nochmals! Passt es: ok (was aber erstaunen würde), ansonsten: an den bt. Ventilen mit falschem Spiel noch mal von vorne....

Tjo, dann können wir uns den Ventilen der anderen Nockenwelle widmen; ist die eine Seite durch, gehen wir zur anderen.

Und wie gesagt, alles NASA-mäßig mindestens 3x prüfen und bestätigen, wir arbeiten da am offenen Herzen unseres Mopeds.

Ein Profi ist damit warscheinlich in so 1,5~2h fertig, newbes brauchen dazu sicher mind 1 Tag ungestörter Ruhe dazu (also Garage am besten absperren, Handy weg, Ration Wasser und Pinkeleimer daneben...)

Während des ganzen Manövers sollte ein Helfer die Nuten der Ventildeckel peinlichst genau reinigen, Klebstoffreste (Dichtung wird am V-Deckel immer eingeklebt) vorsichtig abziehen, nicht mit was scharfem rumkratzen (Holzspateln sind da zB ganz praktisch...)
Ebenso die Dichtflächen am Kopf peinlichst genau reinigen, Kleberreste entfernen.

Sind alle Ventile absolut sicher richtig gestellt, alle Nocken korrekt eingebaut (lieber noch mal nachgugge...) können wir die gesäuberten Deckel mit neuen Dichtungen einbauen.
Nut im Deckel mit Bremsenreiniger fettfrei machen, eine dünne Lage unseres ThreeBond durchgehend aufbringen (auch die Ringe om die Kerzenöffnungen nicht vergessen) und neue Dichtung vorsichtig auflegen.
Dann dort wor die Halbkreise aus der Dichtung ragen, links und rechts davon 1 Tropfen ThreeBond in die Ecke zwischen Halbreis und Fläche der Dichtung aufbringen.
Nun ganzen Deckel (hamma eh die richtige Seite in der Hand? ) vorsichtig umdrehen und an der Oberverkleidung vorbei über die Nockenblöcke auf den Kopf fädeln, hierbei darauf achten die Dichtung niergenst abzulösen oder zu verschieben (mit Dentalspiegel und Lampe prüfen, besonders innen/vergaserseitig und die Ringe an den Kerzenlöchern)
Wenn ok die 4 Schrauben mit neuen Dichtringen einsetzen und wieder über Kreuz(!!) auf 12Nm anziehen (auch hier kein Gramm mehr!)

... so den Rest spare ich Euch, denke jetzt ist klar warum eine Werkstatt darür auch Geld nimmt...

Tja, und am Schluß legt man auf jeden Fall zur Sicherheit den KILL Schalter auf OFF und dreht den Motor mit ganz kurzen Anlasserbewegungen stückweise weiter... wenn das Gefühl dann passt, läßt man ihn an - und lauscht.................................................
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